Karlsruhe heizt mit Fernwärme aus Abwärme und KWK

Die Bedeutung der Wärmeerzeugung für die Energiewende, die sogenannte Wärmewende, hat noch lange nicht den Stellenwert in der Diskussion wie die Stromwende. Doch auch hier sind die Ziele ambitioniert: In den nächsten 5 Jahren soll die Quote von derzeit 10,8 Prozent Anteil an Erneuerbaren Energien an der Wärmebereitstellung verdoppelt werden. 

Im Juli tritt die Novelle des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes in Baden-Württemberg in Kraft und ist damit das einzige Landesgesetz, das für Bestandsgebäude Verpflichtungen zum Einsatz Erneuerbarer Energien im Wärmebereich beim Heizungstausch vorsieht. Bis Juli soll auch ein KWK-Konzept vorliegen sowie ein Förderprogramm für Nahwärmenetze. Einige VfEW Mitgliedsunternehmen haben schon früh Initiative ergriffen und auf den Ausbau gesetzt, so auch die Stadtwerke Karlsruhe. 

Stadtwerke Karlsruhe setzen konsequent auf Fernwärme als ökonomisch und ökologisch sinnvolle Wärmeversorgung 

Mit einem Anschlusswert über 600 Megawatt und einer Netzlänge von über 180 Kilometern ist das Karlsruher Fernwärmenetz eines der größten Deutschlands. Nur wenige Städte haben die Fernwärme-Versorgung in den letzten Jahren so konsequent auf- und ausgebaut wie Karlsruhe. Die Motivation: Die Fernwärme ist ein wichtiger Baustein zur Erreichung der Karlsruher Klimaschutzziele und ein Beitrag zur Energiewende. Über 1.000 öffentliche Gebäude, Kaufhäuser, Kliniken und Firmen heizen heute schon CO2-arm mit Fernwärme, und aktuell über 34.000 Karlsruher Wohnungen. 

Konsequente Abwärmenutzung 

Die Karlsruher Fernwärme stammt zu über 90 Prozent aus industrieller Abwärme und aus Kraft-Wärme-Kopplung. Hauptlieferanten sind die Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) und die Energie Baden-Württemberg AG. Durch die Auskopplung von Niedertemperatur- Prozessabwärme aus der Raffinerie mittels innovativer Plattenwärmetauscher und eine neue, über fünf Kilometer lange Transportleitung wird die Prozessabwärme in das Fernwärmenetz der Stadt Karlsruhe eingespeist. Die Wärmemenge mit einer Leistung von 90 MW reicht für mehr als 38.000 Haushalte. Über eine weitere Leitung werden zwei Neubaugebiete auf ehemals militärisch genutzten Flächen in Knielingen und Neureut komplett mit Fernwärme aus Prozessabwärme versorgt. Karlsruhe spart allein durch die Nutzung der MiRO-Abwärme ab 2016 jährlich über 100.000 Tonnen Kohlendioxid ein. 

Netzerweiterung nach Süden und Osten 

Um neue Stadtteile mit Fernwärme zu versorgen, bauen die Stadtwerke das Fernwärmenetz kontinuierlich aus. Anfang des Jahres ging eine neue Fernwärmeschiene ans Netz, die nun einige südliche Stadtteile mit Fernwärme beliefert. Die Stadtwerke planen zudem eine Netzerweiterung nach Osten in Richtung Durlach. Dort sind einige interessante Großabnehmer, die sich für Fernwärme interessieren, so dass der Leitungsbau sich langfristig rechnet. 

Kälte aus Wärme 

Da im Sommer große Wärmemengen aus den Produktionsprozessen der Raffinerie zur Verfügung stehen, entwickelten die Stadtwerke in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin eine innovative Kälteanlage für zwei neue Bürogebäude: eine Kombination aus fernwärmebetriebener Absorptionskälte und konventioneller Kompressionskälte. Das Beispiel könnte Schule machen: Im Zuge des Klimawandels wird sich der Kältebedarf zur Gebäudeklimatisierung in den nächsten zehn Jahren nahezu verdoppeln. Klimafreundliche, energiesparende Lösungen sind daher gefragt.

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