"Wir haben bewährte Krisenpläne"

Verena Amann, Personalverstand der MVV Energie AG, beantwortet fünf Fragen zum Umgang der MVV mit den Herausforderungen, welche die Corona-Pandemie speziell für den Energie- und Wasserversorger in Mannheim mit sich brachte.

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Wann wurde Ihnen zu Beginn der Corona-Pandemie persönlich klar, dass eine nie dagewesene Situation auf uns zukommt?

Natürlich habe ich seit den ersten Corona-Meldungen im chinesischen Wuhan die Berichterstattung in den Medien verfolgt. Spätestens mit den ersten Fällen im Februar in Europa und in Deutschland kam das Thema dann auch bei uns direkt auf den Schirm. Einerseits ging es ab dann darum, die ersten notwendigen Maßnahmen im Unternehmen zum Schutz der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzuleiten. Aber gleichzeitig fragt man sich auch, welche Auswirkungen die fortschreitenden Entwicklungen auf die eigene persönliche Umgebung haben.  

Welche Maßnahmen hat Ihr Unternehmen als Erstes ergriffen?

Gesundheitsschutz hatte und hat für uns bei MVV oberste Priorität- für unser Mitarbeiter, für unsere Kunden, für unsere Partner. Gleichzeitig geht es um eine sichere und zuverlässige Energie- und Wasserversorgung aus Industrie, Gewerbe und Privathaushalten, die unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft am Laufen halten. Vor diesem Hintergrund unserer infrastrukturellen Verantwortung haben wir bereits Mitte Februar einen alle Unternehmenseinheiten übergreifenden Koordinierungskreis eingesetzt, der sämtliche Maßnahmen bündelt und entscheidet. In enger Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsbehörden stellen wir den Betrieb auch in Krisenzeiten sicher. Wir haben dafür vielfach erprobte und bewährte Krisenpläne, die natürlich permanent an die Situationen angepasst werden müssen. 

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag verändert?

Im Vordergrund steht die Minimierung der direkten persönlichen Kontakte. Deshalb haben wir interne und externe Veranstaltungen abgesagt, es gibt kaum noch Präsenzmeetings, Dienstreisen sind nahezu auf Null zurückfahren. Wir haben für jeden Bereich und für jede Funktion konkrete Lösungen umgesetzt zur Einhaltung der Sicherheits- und Hygienevorschriften. Das reicht vom Home-Office über Abstandsregelungen im Büro und angepassten Schichtplänen in Leitwarten und Anlagen bis zum Start aus der Fläche bei den Netzgesellschaften, bei dem Mitarbeiter direkt von zu Hause zu Bau-, Wartungs- oder Instandhaltungsarbeiten gehen. 
Mitte März haben wir deshalb auch die persönliche Kundenberatung in unserem Kundenzentrum MVV E.forum in Mannheim bis auf Weiteres eingestellt und komplett auf eine digitale Kundenbetreuung umgestellt. Gleichzeitig verzichten wir aktuell auf neue Sperrungen bei Strom, Gas, Wasser und Fernwärme und haben auch die Ablesung bei den Kunden vorerst abgesetzt.

Was würden Sie einem Kunden sagen, der fragt, ob die Versorgung gesichert ist?

Wir wissen, woraus es ankommt. Als Energieunternehmen kennen wir auch in Krisenzeiten unsere Verantwortung gegenüber unseren Kunden und waren im Grundsatz bereits vor Corona mit unseren Notfall- und Krisenplänen darauf eingestellt. Das Besondere an Corona ist ja eine Situation, die wir nicht mit Werkzeug oder Instandhaltung beheben können. 
Hier stellen besonders unsere e Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter  tagtäglich unter Beweis, dass sich die Menschen in den Kommunen, dass sich die Kommunen als politische Entscheidungsträger auf uns verlassen können. Und das gelingt wirklich gut. Unsere Mitarbeiter leisten unter diesen außergewöhnlichen Bedingungen mit individuellem Engagement hervorragende Arbeit – wofür ich ihnen auch an dieser Stelle sehr herzlich danke.

Wenn Sie im Herbst auf die jetzige Krise zurückblicken, was wird sich in Ihrem Unternehmen verändert haben?

Wir haben alle keine Glaskugel. Und solange es keinen wirkungsvollen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt, wird es die Rückkehr zum „Normalbetrieb“, der den Zustand vor 2020 meint, wohl nicht geben. Es wird einen neuen Normalbetrieb geben, der sich schrittweise ergibt und in den wir jetzt täglich hineinwachsen. Ich bin überzeugt davon, dass die Corona-Krise einen kräftigen Digitalisierungsschub in der Wirtschaft ausgelöst hat und auch weiter auslösen wird, auch in unserem Unternehmen. ‚Elektronische‘ Unterstützung ist in den technischen Anlagen, bei den Prozessen und Abläufen, in den Vertrieben, in den kaufmännischen Bereichen seit langem gang und gäbe. Das Tempo, in dem diese Tools und Hilfsmittel zur Zusammenarbeit eingesetzt werden und sich weiterentwickeln, nimmt jetzt dramatisch zu. Damit steigt die Vernetzung und damit auch die Systemkomplexität. Ob wir uns damit individuell wohl fühlen, ist dabei in den Hintergrund gerückt: Wir sind darauf angewiesen. Dass das besser funktioniert, als man vielleicht erwartet oder befürchtet hat, zeigt ja die derzeitige Situation. Denn trotz der hohen Home-Office-Quoten funktionieren die Unternehmen, weil es Möglichkeiten wie Online-Konferenzen gibt. Von diesen Erfahrungen werden wir auch nach Corona profitieren. Es gibt nicht mehr das Zurück in die Zeit vor Corona. Insofern hat diese Krise auch eine gute Seite. Wir nutzen die Chance, unsere elektronisch basierte Zusammenarbeit weiter auszubauen und von diesen Erfahrungen für die Zukunft zu lernen. Gleichzeitig werden wir den persönlichen Austausch noch mehr schätzen, aber auch bewusster einsetzen für die Sachverhalte, für die er bislang von immenser Bedeutung ist: Kreativprozesse im Unternehmen und das explizite (Er-)Leben von Unternehmenskultur. 


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