Wann wurde Ihnen zu Beginn der Corona-Pandemie persönlich klar, dass eine nie dagewesene Situation auf uns zukommt?
Christian Schneider: „Wir haben schon im Februar aufmerksam das Geschehen rund um die Epidemie-Entwicklung und deren Auswirkungen in den südlichen Nachbarländern Italien und Österreich beobachtet und nach Rücksprache mit der zuständigen Behörde im Landratsamt unseren Krisenstab bereits Ende Februar aktiviert. Zudem war uns sehr wichtig, die Bundes- und auch Landesregierung darin zu unterstützen, die Infektionstraten zu verlangsamen. In der Folge haben wir bis zur Schließung unserer Freizeiteinrichtungen und den beiden Kundencentern Mitte März rund 40 Maßnahmen eingeleitet. Wir als systemrelevante Infrastruktur konnten so gewährleisten, so dass auch im Ernstfall die Versorgung für die Städte und Bürger in unserem Versorgungsgebiet sicher ist.“
Welche Maßnahmen hat Ihr Unternehmen als erstes ergriffen?
Johannes Rager: „Seit Ende Februar tagt unser Krisenstab täglich, um, entsprechend den aktuellen Veränderungen, weitere, auch vorbeugende Handlungsmaßnahmen auszuarbeiten. So haben wir sofort eine Urlaubssperre (insbesondere im Falle von Auslandsreisen) für Mitarbeiter relevanter Bereiche, wie z.B. Krisenstab, Geschäftsführung, Mitarbeiter der Leitwarten und der für den Betrieb kritischer Infrastrukturen notwendigen Techniker, ausgerufen. Einhergehend die Maßnahmen, Bereiche und Mitarbeiter durch Implementieren so genannter „chinese walls“ zu separieren. Mitarbeiter*innen, die aus dem Urlaub zurückkehrten, wurden vorsorglich in Quarantäne geschickt. Wir haben strikt darauf geachtet, dass verbindliche Kommunikationswege, insbesondere im Falle von Erkrankungen oder Verdachtsfällen von Mitarbeitern, etabliert und eingehalten wurden. So mussten Mitarbeiter*innen auch mit nur leichten Erkältungserscheinungen zuhause bleiben. Rückkehrer, speziell aus Risikogebieten, wurden über das Vorgehen (z.B. Mobiles Arbeiten, zuhause bleiben) informiert, noch bevor sie zur Arbeitsstelle kommen konnten.
Ein Extranet versorgt alle Mitarbeiter, auch die der Bäder und Parkierung, mit den notwendigen Informationen. Tägliches Sensibilisieren in punkto Verhalten- und Hygieneregeln hat dazu geführt, dass wir bis dato (Mitte April) lediglich eine COVID19-Infektion vermelden müssen. Weil die betroffene Person sehr umsichtig reagiert hat und daheim geblieben ist, ist unser Betriebsablauf weiterhin reibungslos abgewickelt worden. Für unsere Kunden sind wir weiterhin erreichbar – jedoch nicht persönlich, sondern per Telefon und Mailaustausch. Videochats werden gemeinsam mit den Kunden, sofern diese es wünschen, eingerichtet. Video- und Telefonkonferenzen, Videobotschaften an die Mitarbeiter, mobiles Arbeiten für rund 60 Mitarbeiter*innen gehören für uns alle nach nur geringer Einarbeitungszeit zum selbstverständlichen Doing. Aktuell haben wir über das Extranet eine Mitarbeiterumfrage eingestellt, die uns Aufschluss über die derzeitigen Arbeitsbedingungen und Befindlichkeiten unserer Belegschaft spiegelt – die Teilnahme ist sehr gut.“
Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag verändert?
Christian Schneider: „Wir haben auch schon in der Vergangenheit die große Spielwiese Digitalisierung genutzt. Pandemie-bedingt bewegen wir uns jetzt deutlich mehr in Terminen, die über Telkos und Vicos stattfinden. Wir sind also mitten IN der Digitalisierung. Da kommt uns unser schneller Glasfasernetz zugute und natürlich auch unsere unglaublich flexible und kreative Stabstelle BusinesIT, die trotz der verordneten Distanz Wege findet, mit den Städten, Geschäftspartnern, unseren Kunden und auch den Mitarbeitern im ständigen Dialog zu bleiben.“
Was würden Sie einem Kunden sagen, der fragt, ob die Versorgung gesichert ist?
Johannes Rager: „Unsere Netze sind sicher! Auch, weil wir für einen möglichen Krisenfall gut vorbereitet sind, um unseren Kunden zu jeder Zeit zuverlässig die Versorgung mit Energie und Wasser zu gewährleisten. Als Netzbetreiberin sind wir uns dem gestellten Versorgungsauftrag sehr bewusst. Die Versorgungssicherheit hat für uns immer oberste Priorität.“
Wenn Sie im Herbst auf die jetzige Krise zurückblicken, was wird sich in Ihrem Unternehmen verändert haben?
Christian Schneider: „Wir arbeiten schon seit Beginn der Coronavirus-Krise an Strategien, mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie umzugehen, um nach einer Lockerung der Ausgangsbeschränkungen und dem langsamen Anlaufen der Wirtschaft entsprechend gegenlenken zu können. Auch hier schreiben wir Digitalisierung ganz groß. Denn die digitale „Nähe“, die seit ein paar Wochen Unternehmen, Institutionen und auch Menschen daheim bewegt, zeigt, wie wichtig zukünftig digitale Service-Plattformen sein werden. Wir möchten die SWLB den digital-affinen Unternehmen und Menschen, auch denen, die sich im Hauruck-Verfahren digitale Prozesse aneignen durften und diese zu schätzen gelernt haben, als digitale Infrastrukturdrehscheibe präsentieren. Daran arbeiten wir im Hintergrund mit Hochdruck.“
Als Netzbetreiberin sind wir uns dem gestellten Versorgungsauftrag sehr bewusst. Die Versorgungssicherheit hat für uns immer oberste Priorität.
Johannes Rager, Geschäftsführer, Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH.
Stand: Mai 2020