Anfang Dezember 2014 wurde die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke als Sofortmaßnahme aus dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) gestartet. Die Bundesregierung und 22 Wirtschaftsverbände unterzeichneten eine Vereinbarung über die Einführung von Energieeffizienz-Netzwerken mit dem Ziel, bis 2020 insgesamt 500 Energieeffizienz-Netzwerke zu gründen. Das formulierte Ziel dieser Netzwerke beruht auf einer Hochrechnung der Ergebnisse aus dem Projekt „30 Pilot-Netzwerke“, in dem das Konzept der Lernenden Energieeffizienz- Netzwerke (LEEN-Netzwerke) anhand der gesammelten Erfahrungen mit knapp 400 teilnehmenden Betrieben weiterentwickelt wurde. Je Betrieb hat sich der Energieeffizienzfortschritt mit durchschnittlich 2,3 % pro Jahr gegenüber dem autonomen Fortschritt in der deutschen Industrie mehr als verdoppelt, bzw. innerhalb von vier Jahren eine durchschnittliche Energiekostenreduzierung je Betrieb von ca. 120.000 Euro pro Jahr eingestellt. Auf Basis dieser Ergebnisse geht die Regierung davon aus, dass die Initiierung und Durchführung von 500 zusätzlichen Netzwerken zu Einsparungen von bis zu 75 PJ Primärenergie bzw. 5 Mio. t THGEmissionen bis zum Jahr 2020 führen kann.
In einem Energieeffizienz-Netzwerk schließen sich Betriebe einer Region oder Branche zusammen, um zeit- und kosteneffizient gemeinsam ihre Energieeffizienz zu steigern und CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Teilnehmer tauschen ihre Erfahrungen aus, lernen voneinander und setzen sich ein gemeinsames Netzwerkziel zur Energieeinsparung und CO2-Reduktion. Dabei motiviert die Netzwerkmethodik insbesondere zur Umsetzung von organisatorischen und investiven Maßnahmen aus vorliegenden Energieaudits und Energiemanagementsystemen.
Um die Gründung der Netzwerke zu erleichtern und auch zögernde Betriebe anzusprechen, wurden die Mindeststandards für Netzwerke von der Initiative gegenüber den LEEN-Netzwerken abgesenkt (z. B. Start bereits mit fünf teilnehmenden Betrieben, mindestens zwei Jahre Laufzeit). Auf Basis dieses Mindeststandards oder des LEEN-Standards gelingt es verschiedenen Akteuren, wie den Unterzeichnerverbänden oder den EVU/Stadtwerken, Wirtschaftsförderungen u. a. als neues Dienstleistungsangebot zu etablieren. Seit Anfang 2015 bis heute wurden bereits gut 70 neue Energieeffizienz-Netzwerke gegründet. In Baden-Württemberg beteiligen sich beispielsweise die EnBW AG, die Stadtwerke Karlsruhe, Ettlingen, Bruchsal und Bretten als Netzwerkträger, als Mitinitiatoren oder Förderer an regionalen Energieeffizienz- Netzwerken.
Seit Ende 2015 ist eine Geschäftsstelle für die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke eingerichtet, die von der Deutschen Energie-Agentur (dena) geleitet wird. Zudem werden Initiierungen und der Betrieb von Netzwerken durch das LEEN100plus-Projekt unter Leitung des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) gefördert. Informationen zur Gründung von und zur Teilnahme an Energieeffizienz- Netzwerken erhalten interessierte Energiedienstleistungsunternehmen und Energieverantwortliche von Unternehmen auf den Webseiten der Initiative und des Fraunhofer ISI.
Autoren: Michael Mai, Dipl.-Ing. IREES Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien GmbH; Dr. Russel McKenna Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion (IIP), Karlsruher Institut für Technologie (KIT)